Plattenfehler und kein Ende
Carsten Brekenfeld, Michael Jäschke-Lantelme und Dr. Peter Provinsky
Plattenfehler stehen – neben Farben, Bogenranddrucken oder Hausauftragsnummern – bei vielen Sammlern hoch im Kurs. In den Rundschreiben und Berichtsheften der Arge findet sich dazu der ein oder andere Beitrag und auch der MICHEL-Neusatz hat, aufgrund des systematischen Bezuges auf die Urmarken des Deutschen Reiches, insoweit viel Neues zu bieten.

Beim Thema „Plattenfehler“ besteht bei aller Begeisterung aber immer auch die Gefahr der Übertreibung – aus einem einfachen Grund: Mit wenig finanziellem Aufwand, aber akribischer Sucharbeit lassen sich von fast jeder Ausgabe Druckbildabweichungen in scheinbar endloser Folge zusammentragen. Dies ist – sofern diese Leidenschaft „privat“ gepflegt wird – auch unproblematisch für ein Sammelgebiet und mag zur Freude am Sammeln beitragen, „gefährlich“ wird eine derartige Überspezialisierung erst, wenn all diese Abweichungen geprüft und/oder katalogisiert werden sollen.
Da ein Sammler, wenn er „komplett nach MICHEL“ sammeln will, auch mehr oder weniger große Mengen dieses Materials zusammentragen muss, kann sich eine exzessive Katalogisierung für viele Sammelgebiete zu einer schweren Hypothek entwickeln. Die anfängliche Begeisterung schlägt – zumindest beim Durchschnittssammler – schnell in Desinteresse um.

Damit es mit dem Sammelgebiet Deutsche Kolonien und Auslandspostämter nicht soweit kommt, andererseits aber der interessierte Sammler einen Überblick erhält, was für Plattenfehler bekannt sind, haben die Autoren dieses Artikels eine Art „Zwischenlösung“ anzubieten. Es sollen in diesem Artikel möglichst viele der bisher bekannten Plattenfehler vorgestellt werden. Im Rahmen einer kurzen Einführung soll darüber hinaus aber auch die Herstellung von (Hochdruck-)Druckplatten in groben Zügen erläutert werden (Anmerkung 1), damit die möglichen, unterschiedlichen Entstehungszeitpunkte von Druckbildabweichungen sowie die Abgrenzungsprobleme zwischen Plattenfehlern und Druckzufälligkeiten erkennbar werden.

Nach der Lektüre dürfte den meisten Sammlern klar sein, dass dieses Thema schnell zu einem „Fass ohne Boden“ werden kann. Deshalb kann nur eine geringe Auswahl an Plattenfehlern – als exemplarische Beispiele – im MICHEL katalogisiert werden. Trotz dieser generellen Selbstbeschränkung soll aber der Artikel jeden interessierten Sammler in die Lage versetzen, sich über diesen „Katalog-Standard“ hinaus mit Plattenfehlern beschäftigen zu können. Preise für diese nicht zu katalogisierenden Fehler können und sollen aber nicht festgelegt werden.

I. Grundlagen der Plattenfehler-Forschung

A. Urfehler – Matrizenfehler – Abnutzungsfehler – Verschmutzungsfehler

Aa. Urfehler (primäre Plattenfehler)

Für jede neue Markenausgabe werden in aller Regel eine ganze Reihe von Entwürfen angefertigt, von denen in vielen Fällen auch Druckversionen (Essais) vorgelegt werden. Hat man sich für ein Motiv entschieden, wird dieses in einen „Urstöckel“ geschnitten. Exemplarisch beschreibt diesen Vorgang eine zeitgenössische Quelle: „Von der in vergrößertem Maßstabe gehaltenen Originalzeichnung des Markenbildes, die für den Linienstich geeignet sein oder dafür geeignet gemacht werden muß, wird eine photographische Verkleinerung in der richtigen Markengröße genommen. Nach dieser Verkleinerung wird der Originalstempel mittels eines Stichels mit der Hand in Stahl geschnitten. Der Raum für die Wertzahlen bleibt frei. Die verschiedenen Werte werden durch einsetzbare Typen ergänzt. Den Marken von gleicher Art und Zeichnung liegt mithin für sämtliche Werte ein und derselbe Originalstempel zugrunde.“ (Kempf, Die Herstellung der Postwertzeichen, Archiv für Post und Telegraphie, 1908, S. 265 ff.)
Dieser Urstöckel wird meist – dies hängt von der Anzahl der Vervielfältigungsschritte ab – als Negativbild gestochen, die Abzüge von dieser Urform sind positiv-spiegelbildlich, Kopien davon wiederum negativ-bildlich und so weiter – bis letztendlich die fertige „negative“ Druckplatte „positive“ Druckbilder erzeugt.

Wenn man es ganz genau nehmen will, finden sich bereits beim Urstöckel und – sofern mehrere Wertstufen bildlich identisch sind – auch bei den ersten „Ur“-Abzügen für die anderen Wertstufen winzigste Abweichungen von einer gedachten Ideallinie, die sich zwangsläufig auf jedem Markenbild wiederfinden – Fehler aus dieser Phase werden als „Urfehler“ oder primäre Plattenfehler bezeichnet.

Ab. (Ur-)Matrizenfehler (sekundäre Plattenfehler)

Von diesem Urstöckel bzw. den Urstöckeln für die verschiedenen Wertstufen werden durch galvanoplastische Vervielfältigung nun mehrere Abzüge hergestellt und zu einer Grundeinheit zusammengestellt. Je nach Ausgabe kann es sich dabei um Einheiten von fünf, 10 oder bei den späteren Ausgaben auch um 25 Markenbilder handeln, die auf ein und demselben Urstöckel beruhen.
Die Urmatrizengröße von fünf bzw. zehn waagerechten Feldern findet sich meist bei den MiNr. 31- 38 des Deutschen Reiches. Während bei diesen Ausgaben noch ein Zwischenschritt eingelegt werden muss (Zusammenbau eines 50er-Halbbogens, der wiederum vervielfältigt wird), besteht bei der Germania-Serie die kleinste Einheit aus 25 Feldern und auch bei der Serie MiNr. 45 – 50 des Deutschen Reiches können verschiedentlich 25er-Einheiten, insbesondere für die späte Druckphase, nachgewiesen werden. Bei diesen Ausgaben besteht die einfache Druckplatte somit aus vier Grundeinheiten, die Doppelplatte aus acht und die großen Druckplatten der Germania-Ausgaben von beispielsweise acht 100er-Bogen aus 32 Einheiten. Fehler aus der Herstellungsphase der Urmatrizen bezeichnet man als „Urmatrizenfehler“, sie sind zwar durchaus nachweisbar, fallen aber wie die Urfehler in der Regel nur minimal aus, da jeder dieser Ur-Blöcke vor der weiteren Vervielfältigung genauestens geprüft und überarbeitet wird. Trotzdem sind gerade diese winzigen Abweichungen für die Plattenfehler-Forschung – so zum Beispiel für den Nachweis der Druckplattengröße – unverzichtbar. Da es sich aber um Abweichungen handelt, die in der nötigen Klarheit oft nur mit einem guten Mikroskop zu erkennen sind, sollten derartige Fehler bei einer normalen philatelistischen Beschäftigung mit diesem Thema unberücksichtigt bleiben.

Die unterschiedlich großen Urmatrizen müssen nun ihrerseits vervielfältigt werden, um die benötigten Druckbogen zusammen bauen zu können – Fehler aus dieser Phase bezeichnet man als Matrizenfehler, sie sind im Gegensatz zu den Urmatrizenfehler schon weitaus häufiger. Aufgrund des Vervielfältigungsverfahrens treten sie bei der fertigen Druckplatte auf mehreren bestimmten, untereinander in Beziehung stehenden Bogenfeldern auf und kommen während der gesamten Verwendungsdauer dieser Druckplatte vor. Etliche als Plattenfehler aufgeführte Druckbildabweichungen sind genauer als Matrizenfehler zu bezeichnen. Hierzu zählt zum Beispiel der Fehler „Linie unter rechter Wertziffer durch Fleck unterbrochen“ bei fast allen 40 Pf-Werten (je auf den Feldern 27 und 77). Da das galvanoplastische Verfahren herstellungsbedingt keine absolut identischen Abzüge liefert, können sich kleinste Abweichungen während der Vervielfältigung unterschiedlich „weiterentwickeln“, sodass es zu winzigen „Variationen“ eines Fehlers kommen kann. Ein typisches Beispiel hierfür ist der Fehler „drei bzw. vier schwarze Striche vor „3“ der linken Währungsangabe“ bei DSWA MiNr. 16 I und 28 I (Feld 42, 47, 92 und 97).

Ac. Abnutzungsfehler (tertiäre Plattenfehler)

Die letzte Phase der Herstellung, während der es zu Druckbildabweichungen kommen kann, ist der Druck selbst. Durch minimalste Beschädigungen der fertigen Druckplatte ergeben sich die so genannten tertiären Plattenfehler – sie können naturgemäß immer nur auf einem einzigen (ggf. auch umgesetzten) Bogenfeld vorkommen. Die Beschädigungen können sich in einem Kratzer, einem Ausbruch, einer Deformation oder einfach ständiger Abnutzung äußern.

Ad. Verschmutzungsfehler (Phasen-/Nebenfehler)

Diese Art der Abweichung stellen Begleitfehler zu vorkommenden Abnutzungs- oder Matrizenfehlern dar, die für einen bestimmten Zeitabschnitt bzw. eine bestimmte Druckphase typisch sind und in derselben Form immer wiederkehren. Es handelt sich im Gegensatz zu den vorhergehenden Abweichungen, die IN der Druckplatte auftreten, um Abweichungen, die AUF der Druckplatte vorkommen. Sie sind durch eine entsprechende Reinigung in der Regel zu entfernen.

Die vorstehende Darstellung sollte deutlich gezeigt haben, dass bei der systematischen Plattenfehlerforschung grundsätzlich zwischen den verschiedenen Phasen des Herstellungs- bzw. Druckprozesses unterschieden werden muss. Für die so genannte genetische Beschreibung eines Fehlers ist es wichtig, wann die Beschädigung entstanden ist, da zum Beispiel Matrizenfehler (aus der Phase der Vervielfältigung) nicht immer identisch aussehen müssen, Abnutzungsfehler – sofern es sich nicht um Entwicklungsfehler handelt – dagegen schon.
Erst durch die Klärung dieser Details ergeben sich aus der Beschäftigung mit Plattenfehlern auch Erkenntnisse über den Herstellungsprozess der jeweiligen Markenausgabe.

B. Retuschen

Neben den unbeabsichtigen Druckbildabweichungen lassen sich aber auch absichtlich durchgeführte Veränderungen – so genannte Retuschen – nachweisen. Sie fallen bei Hoch- bzw. Tiefdruck verständlicherweise unterschiedlich aus.

Retuschen beim Hochdruck werden mit einiger Sicherheit nicht an den Druckplatten selbst, sondern eher an den Matrizen vorgenommen, da erstere aufgrund der benötigten Widerstandsfähigkeit beim Drucken aus erheblich härterem Material gefertigt werden. Zudem erscheint es praktikabler, bei den fertigen Druckplatten die jeweils kleinste Klischee-Einheit zu wechseln.

Beim Tiefdruck erfolgt die Vervielfältigung der Druckplatten im Wege des Stahlstichs (für Werte mit hoher Druckauflage) bzw. der Kupferstichätzung. Da die Druckbilder bei der Kupferstichätzung durch die Ätzung in der Tiefe UND in der Breite nicht so klar wie beispielsweise beim Stahlstich (Vervielfältigung über eine Stahlwalze) erscheinen, werden zur Verbesserung des optischen Gesamteindrucks Details der Bildzeichnung vereinzelt nachgestochen. Als klassisches Beispiel kann die „Retusche in der Wolke über dem Bug des Schiffes“ bei den Markwerten von Deutsch-Ostafrika gelten, die offensichtlich nach Vervollständigung der 20-Druckplatte gestochen wurde. Nach allgemeiner bisheriger Vorstellung setzt sich die Druckplatte aus einem senkrechten Fünferstreifen zusammen, der fünfmal in einem elektrolytischen Kupferbad vervielfältigt wird (vgl. zum Beispiel die Verteilung der Typen bei den Urmarken Deutsches Reich MiNr. 64 und 65). Mit Hilfe einer erst vor kurzem entdeckten Retusche bei den MiNrn. 16 – 18 von Togo kann jetzt aber nachgewiesen werden, dass es auch Vervielfältigungen auf der Grundlage von 10er-Einheiten geben muss, da die „Retusche zwischen den Halteseilen des ersten Schiffsmastes“ nur auf jedem zweiten (Feld 6 und 8) und nicht auf allen vier Feldern der zweiten waagerechten Reihe nachzuweisen ist.

C. Abgrenzung Plattenfehler – Druckzufälligkeiten

Ein wesentliches Problem der Plattenfehlerforschung besteht in der Schwierigkeit, „echte“ Plattenfehler von Druckzufälligkeiten zu unterscheiden.

Druckzufälligkeiten sind weder charakteristisch für ein bestimmtes Bogenfeld noch kehrt dieser Fehler in genau derselben Form über einen längeren Zeitraum wieder. Meist handelt sich sich um kurzzeitig mitdruckende Kleinteile (Papierreste, Staubansammlungen, Farbfremdkörper o.ä.), die sich beim Hochdruck als farbige Flecken zeigen, bei größerem Ausmaß sind sie oftmals von einem weißen „Ring“ umschlossen. Bei der nächsten gründlichen Reinigung der Druckplatte sind derartige Fehler allerdings meist wieder verschwunden. Aber auch eine unzureichend ein- oder überfärbte Druckplatte, ungenaue Plattenzurichtung, Papierschäden oder -fremdkörper können deutliche Abweichungen hervorrufen, ebenso kleine auf den Druckbögen liegende Fremdkörper oder -stoffe (Papierfasern, Gummi, Öl o.ä.), die meist weiße Fehlstellen hinterlassen. Auch nicht sorgfältig genug entfernte Klischeegrate, wie sie insbesondere bei Aufdrucken mitunter vorkommen, können mitdrucken.

Zur Abgrenzung solcher Druckzufälligkeiten von „echten“ Plattenfehlern müssen bei der Bestimmung einige Voraussetzungen erfüllt sein:
  1. 1. Plattenfehler müssen mehrfach und in identischer Ausprägung belegt sein (bevorzugt mit Nebenfehlern)
  2. 2. bei nicht identischer Ausprägung muss eine nachvollziehbare Entwicklung des Fehlers belegbar sein (zum Beispiel Deutsches Reich, MiNr. 47 PF I oder 49 PF IV)
  3. 3. das Feld des Plattenfehlers sollte möglichst bekannt sein (insbesondere zum Nachweis von Entwicklungsfehlern)
Darüber hinaus sollten aber nicht nur diese „Mindestanforderungen“ gelten, sondern auch „ästhetische“ Kriterien herangezogen werden.
Eingang in den MICHEL sollten nach Ansicht der Autoren nur solche Plattenfehler finden, die erstens eindeutig ausgeprägt und – auch für einen Nichtphilatelisten – möglichst auf den ersten Blick erkennbar sind, zweitens eine gewisse „Dramatik“ mitbringen (Kratzer, Verformungen, Brüche/Risse in der Druckplatte, Fehlstellen) und drittens im Idealfall als Beleg für Rückschlüsse auf den Herstellungsprozess dienen. Die „sinnentleerte“ Katalog-Aufnahme jeglicher Abweichung im Markenbild – dies dürften die nachfolgenden Beispiele anschaulich illustrieren – führt dagegen nur zu einem Überfluss an Abweichungen und über kurz oder lang auch zu einem Überdruss bei der Mehrheit der Sammler!

II. Vorstellung ausgewählter Plattenfehler

Es gibt Plattenfehler für ein ganzes Buch – und dennoch muss man sich beschränken. Es gibt derart viele „Plattenfehler“ sowohl der Kolonialbriefmarken als auch ihres Aufdruckes, dass an dieser Stelle nicht jede uns bekannte Abweichung gezeigt werden kann. Allein Philipp Ruge hat für die Schiffszeichnungsausgabe von Kamerun 67 (!) Plattenfehler benannt, von denen er allerdings einräumt, dass diese meist unscheinbar sind. Eine solche Masse an Fehlern zu zeigen, würde den Rahmen sprengen und ermüden, wir zeigen hier deshalb einige, markante Fehler von Marken aller Auslandspostämter und Kolonien, die vielleicht eine stärkere Beachtung verdienen. Bereits im Michel-Spezial-Katalog aufgeführte Plattenfehler wollen wir an dieser Stelle nicht mehr zeigen, ihre Existenz ist bereits belegt und beschrieben.

Dies gilt insbesondere auch für alle Urmarkenfehler der überdruckten Ausgaben des Deutschen Reiches, also solche der Pfennig/Pfennige, Krone-Adler und aller Germania-Ausgaben. Plattenfehler, die auf der Urmarke beim Deutschen Reich im „MICHEL“ katalogisiert sind, werden automatisch in den Kolonialteil des Kataloges aufgenommen, wenn sie auf Marken der Auslandspostämter oder Kolonien auftauchen. Auch diese beschreiben wir an dieser Stelle nicht nochmals. Hier existieren zudem gute Handbücher, auf die verwiesen werden darf.

Soweit im Friedemann-Handbuch von 1921 bereits Fehler benannt sind, die aber später wieder in Vergessenheit gerieten, und zeigenswert sind, so haben wir diese hier aufgenommen, wenn gutes Abbildungsmaterial vorlag.

Die abgebildeten Plattenfehler werden stark vergrößert abgebildet. Nur an einigen Stellen haben wir Bogenteile zur Abbildung gebracht, die deutlich zeigen, dass die Fehler in Originalgröße weit weniger auffällig sind. Dennoch hielten wir die Vergrößerungen für unverzichtbar, um den Fehler deutlich darstellen zu können.

Deutsche Post in China – Aufdruckfehler

Die Ausgabe MiNrn. 1 – 6 zeigt einige deutliche Fehler im Aufdruck, die der Beschreibung lohnen.

So ist das „C“ des Aufdrucks „China“ von einem kreisrunden Ausbruch im unteren inneren Kreisbogen betroffen (Abb. 1). Dieser Fehler konnte bisher auf der MiNr. 5 II nachgewiesen werden. Das „h“ von „China“ ist noch anfälliger. Hier kennen wir einen Ausbruch am inneren Kreisbogen (Abb. 2), bekannt auf MiNr. 2 I, einen ebensolchen am inneren rechten Fuß (Abb. 3), bisher nachgewiesen auf den MiNrn. 2 II, 3 II und 5 II und einen offenen Kreisbogen auf MiNr. 4 I (Abb. 4). Das „n“ von „China“ ist teilweise am rechten Außenbogen angeknabbert (Abb. 5), bekannt auf MiNrn. 3 I und 6 I. Das „a“ in „China“ wiederum ist am oberen rechten Rand teils kreisrund ausgehöhlt oder gar abgeschrägt (Abb. 6), wie von den MiNrn. 2 I und 4 I nachgewiesen.

Auch von den Aufdrucken der Germania-Ausgabe mit Wasserzeichen sind Aufdruckfehler bekannt.

So ist die MiNr. 43 II mit einer markanten offenen „0“ der rechten „40“ bekannt (Abb. 7). Die MiNr. 44 IA wiederum hat mit fehlenden Aufdruckteilen der Buchstaben „n“ und „a“ von „China“ vorgelegen (Abb. 8). Ronald Steuer hat schon 2003 eine 44 IA mit unten beschädigter rechter Rosette geprüft (Abb. 9)

Leider können zu diesen Aufdruckfehlern bisher keine Feldangaben gemacht werden. Vielleicht kann in der Zukunft aber über Bogenware nachgewiesen werden, wo sich diese Fehler im Bogen befunden haben. Vielleicht aber waren manche dieser Fehler auch nur herstellungsbedingte Einzelfälle.

Deutsche Post in Marokko - Aufdruckfehler

Die auf Germania-Ausgabe ausgeführten Aufdrucke von Marokko zeichnen sich durch eine schnörkelige detailreiche Zierschrift aus. Diese Schriftart ist besonders anfällig für Aufdruckfehler, so dass hier einige besonders markante Fehler gezeigt werden können.

Auf Mi.-Nr. 33 ist ein Aufdruckfehler im „M“ von „Marocco“ des rechten Aufdrucks bekannt, bei dem der rechte untere Fuß des „M“ fast vollständig fehlt (Abb. 10). Die „0“ der Wertangabe „10“ des Aufdruckes von MiNr. 36 zeigt in einigen wenigen Fällen am rechten Rand außen eine markante Einkerbung (Abb. 11). Bekannt ist auch ein offenes erstes „o“ in „Marocco“ der MiNr. 36 auf der linken Seite, das wir leider nicht abbilden können. Auf Feld 21 einer Teilauflage der MiNr. 43 wiederum kann man eine Einkerbung des Aufdruckes der „1“ am Kopf der Wertangabe finden (Abb. 12).

In den Rundschreiben der Arbeitsgemeinschaft von 1995 (RS 70) wurde ein Aufdruckfehler der MiNr. 48 beschrieben und abgebildet, der kurzzeitig sogar im MICHEL-Katalog aufgeführt wurde. Er zeigt eine deutliche Unterbrechung des linken Aufstrichs des ersten „k“ im Aufdruck „Marokko“. Diesen Fehler können wir in noch markanterer Ausprägung hier zeigen (Abb. 13). Beide Stücke tragen übrigens Stempel von Casablanca von August und September 1913. Das „M“ in „Marokko“ ist bei der MiNr. 56 im unteren Bereich des linken und mittleren Aufstrichs beschädigt bekannt, hier sind die Zierschleifen unterbrochen (Abb. 14). Dieser Fehler gleicht dem bereits katalogisierten Aufdruck-Fehler bei der MiNr. 44 I. Die MiNr. 58 bietet, ähnlich wie die MiNr. 33, ein weites Feld für den Spezialisten markanter Aufdruckfehler. So kennt man auch hier eine Unterbrechnung der Zierschleife des linken Aufstrichs (wie MiNr. 45 I) und darüberhinaus eine Abplattung des „o“ in „Marokko“ des linken Aufdrucks, die sich teils zu einer Öffnung des „o“ auswächst, so dass der Buchstabe wie „c“ erscheint (Abb. 15a und b). Dieser gut erkennbare Fehler ist von einer linken unteren Bogenecke des Bogens mit der HAN „H 1861.11“ bekannt (Feld 17), wobei andere Bogen desselben Druckauftrages den Fehler nicht tragen (Abb. 16 – Bogenecke).

Deutsche Post in der Türkei – Aufdruckfehler

Der MICHEL-Katalog nennt bei den Briefmarken der Deutschen Post in der Türkei bereits relativ viele Platten- und Aufdruckfehler, dennoch gibt es weitere, die wir zeigen wollen.

Bei den MiNrn. 9 und 10 sind verkürzte „1“-er Ziffern der Brüche seit langem katalogisiert. Dass diese verkürzten Ziffern von „1/4“ bzw. „1/2“ der MiNrn. 9 und 10 aber auch mit „i-Punkt“, also unterbrochener Ziffer existieren, sei hier belegt (Abb. 17 und 18). Diese Ausprägung des Aufdruckfehlers gibt es in verschiedenen Stadien, mal ist der Punkt dick, mal nur als Strich zu erkennen. Die MiNr. 9 kennt man darüber hinaus mit einer Kerbe in der „1“ des rechten Aufdrucks von „1/4“ (Abb. 19). Die MiNr. 10 wiederum ist auch mit abgeschrägter „1“ des rechten Aufdrucks „1/2“ belegt (Abb. 20). Aber auch das Wort „PARA“ des Aufdruckes der MiNr. 7 kann Abweichungen zeigen. Belegt ist auf Feld 12 ein innen im oberen Bereich eingekerbtes „R“ (Abb. 21) und auf Feld 4 ein im oberen Innenkreis eingekerbtes „P“ (Abb. 22). Das „P“ von „PARA“ kann aber auch einen Fußbruch erlitten haben, wie eine MiNr. 7 zeigt (Abb. 23). Besonders markant ist schließlich ein großer Ausbruch der „0“ der linken „20“ der Wertziffer einer MiNr. 7, bei der das ausgebrochene Teil des Aufdrucks über der Lücke schwebt (Abb. 24 – rechte Marke); dieser Fehler ist bereits 1908 in der Illustrierten Zeitschrift für Kolonialmarkenkunde, Heft 6, S. 39 beschrieben worden.

Die MiNr. 14 II der Germania-Reichspost-Ausgabe liegt mehrfach mit einem kurzen rechten Fuß der „1“ der Wertangabe (Abb. 25) und einem Bruch des linken Anstrichs des „R“ in „PIASTER“ vor (Abb. 26). Die 10 Piaster-Marke der Germania-Ausgabe mit Wasserzeichen, MiNr. 45, können wir schließlich mit einem fehlenden Kopf des „P“ und weißem Fleck im Kopf des „a“ belegen (Abb. 27).

Deutsch-Neuguinea

Die Aufdruckfehler der Krone-Adler-Aufdruckausgabe sind recht gut erforscht. Es gibt neben den katalogisierten Aufdruckfehlern weitere, aber nicht so markante, so dass wir uns hier eine Abbildung schenken wollen. Dafür bietet die Schiffszeichnung einige wenige Plattenfehler, die zu zeigen sich lohnt.

Der 3-Pf. Wert (MiNrn. 7 und 24) ist mit einer Eindellung am linken Rahmen auf Feld 1 bekannt (Abb. 28). Diese Eindellung ist bei den Bögen der MiNr. 24 von 1918 mäßig korrigiert worden, bei der Druckauflage von 1919 verschwindet sie ganz. Von der MiNr. 13 sind zwei Plattenfehler bekannt. Der eine betrifft den Innenkreis unter dem „C“ von „Deutsch“, dessen oberes Kreissegment gebrochen ist. Als Nebenfehler findet man meist zudem eine punktförmige Verdickung zwischen den beiden Kreisbögen unter dem „T“ von „Deutsch“. Diese Verdickung ist jedoch mal stärker und mal kaum zu sehen (Abb. 29a). Der gleiche Plattenfehler ist auch bei der Marianen MiNr. 13 bekannt, dort unter dem „A“ von „Marianen“, den wir an dieser Stelle deshalb ebenfalls abbilden wollen ((Abb. 29b).

Der andere Plattenfehler dieser Marke betrifft die Dampfzeichnung rechts des Schiffes. Ist bei der Deutsch-Ostafrika MiNr. 29 I eine „fehlende Dampfzeichnung“ katalogisiert, so zeigt die MiNr. 13 von Deutsch-Neuguinea auf den Feldern 94 und 99 des Bogens am äußersten rechten Bildrand eine zusätzliche Dampfzeichnung (Abb. 30). Dieser Plattenfehler ist hier nur genannt, weil es eine fehlende Dampfzeichnung gibt, denn er ist nur mit der Lupe erkennbar und deshalb sicherlich nicht als markant zu bezeichnen.

Von der MiNr. 24 wiederum ist ein sehr schön ausgeprägter Plattenfehler bekannt, hier ist der linke Balken des „H“ von „Deutsch“ zur Hälfte weggebrochen (Abb. 31).

Deutsch-Ostafrika

Bereits das Friedemann-Handbuch hat in seiner 2. Auflage von 1921 einen Aufdruckfehler der MiNr. 5 benannt, aber leider nicht abgebildet: „oberer Teil des Aufdrucks fehlend“ – gesehen vom 20.11.1895 und April 1896. Die vierte Auflage desselben Handbuches beschreibt den Fehler konkreter, ähnlich wie er heute auch im MICHEL unter der MiNr. 5 PF IV katalogisiert ist, als „Wertziffern des Aufdrucks abgeschliffen (nur Type 1)“, eine Abbildung fehlt allerdings in allen diesen Quellen. Vermutlich handelt es sich bei allen Beschreibungen um denselben Fehler, dessen Abbildung wir deshalb hier ausnahmsweise nachholen wollen (Abb. 32).

Von der Schiffszeichnungsausgabe mit Pesa-Währung sind einige Plattenfehler zeigenswert. Die MiNr. 14 gibt es nicht nur mit Bruch im Oberrand über dem „C“ von „Deutsch“ (MiNr. 14 I), sondern auch mit Rahmenbruch rechts oben über dem „I“ von „Ostafrika“ sowie mit dickem Fleck in der Dampfzeichnung hinter dem dritten Mast (Abb. 33 und 34). Einen orangefarbenen Fleck rechts des „A“ von „PESA“ kennt man bei der MiNr. 15 (Abb. 35). Und auch die MiNr. 16 liegt mit auffälligen Plattenfehlern vor, so einerseits mit einem links oben verbogenen „T“ von „Deutsch“ sowie einem rechten kurzen Fuß im „A“ von „PESA“ (Abb. 36 – Feld 15, 20, 65 und 70) und andererseits einer Einkerbung im Aufstrich des „T“ von „Deutsch“ (Abb. 37 – Feld 64). Einen Doppelpunkt oder Akzent hinter dem „A“ von „PESA“ gibt es schließlich bei der MiNr. 17 (Abb. 38 – Feld 5, 10, 55 und 60).

Deutsch-Südwestafrika

Aufdruckfehler der beiden Aufdruckausgaben sind im MICHEL-Katalog bisher nicht katalogisiert, obwohl das Friedemann-Handbuch von 1921 bereits zur Bestimmung der Aufdrucke und Bögen auf Aufdruckfehler hinweist, ohne sie näher zu beschreiben. Einige davon sind recht markant, so dass wir sie hier vorstellen wollen.

Auf MiNr. 3 ist bisher mehrfach ein Aufdruckfehler im „r“ von „Afrika“ nachgewiesen, bei dem der obere Winkel nach rechts abknickt, so dass er ähnlich einer Treppe aussieht (Abb. 39). Auf MiNr. 4 und I ist ein Aufdruckfehler im „f“ von „Afrika“ bekannt. Dort ist der rechte Teil des Querstrichs weggebrochen (Abb. 40). Dieser Fehler tritt wiederum manchmal zusammen mit einem Nebenfehler auf, bei dem das „ü“ in „Südwest“ im oberen Teil des linken Aufstrichs eine Fehlstelle aufweist (Abb. 41). Auf der MiNr. I, aber auch anderen Werten der ersten Aufdruckausgabe, ist zudem der Aufdruckfehler „oberer Bogen des „s“ in „Südwest“ gekürzt“ bekannt (Abb. 42), den vermutlich schon Friedemann in seinem oben genannten Handbuch beschreibend meinte. MiNr. 5 schließlich ist mit einem ausgebrochenen zweiten „a“ von „Südwestafrika“ bekannt, hier fehlt der obere Anstrich vollständig (Abb. 43).

Bei den Ausgaben der Schiffszeichnung sind die drei oder vier schwarzen Striche vor der Wertziffer „30“ der MiNr. 16 bereits im MICHEL-Katalog als Plattenfehler geführt (MiNr. 16 I). Nicht bekannt ist aber bisher, dass es auch einen schwarzen Strich neben der linken Wertziffer „30“ der MiNr. 16 gibt (Abb. 44).

Kamerun

Philipp Ruge hat sich, wie bereits eingangs angedeutet, seit Jahren intensiv mit den Plattenfehlern der Schiffszeichnungsausgabe von Kamerun befasst. Einiges davon hat er bereits in den Rundschreiben vorgestellt, vieles noch nicht. Insofern kann bei diesem Sammelgebiet einiges gezeigt werden, das des Ansehens lohnt. Zunächst aber sollen zwei Aufdruckfehler genannt werden.

Einen kurzen Anstrich des „r“ in „Kamerun“ zeigen alle Werte der MiNrn. 1 – 6 in Teilauflagen auf den Bogenfeldern 57 und 96 (Abb. 45). Ebenso gibt es ein eingekerbtes bis gebrochenes „r“ des Aufdrucks in der Mitte des Anstrichs, das bisher auf MiNrn. 1 und 3 festgestellt werden konnte (Abb. 46). Von den MiNrn. 3 - 6 ist ein eingedellter erster Anstrich des „m“ in „Kamerun“ bekannt, der sich bis zu einem Bruch ausweitet (Feld 89 – Teilauflage) (Abb. 47a und b). Schließlich lag ein gebrochener zweiter Bogen des „m“ von „Kamerun“ auf MiNr. 6 vor, bei dem die Verbindung zwischen dem mittleren geraden Fußstrich und dem rechts wegführenden Bogen verloren gegangen ist (Abb. 48).

Bei der Schiffszeichnung soll zunächst auf die Veröffentlichungen von Ruge in den Rundschreiben 80 und 84 hingewiesen werden. Einer der dort genannten Fehler hat als MiNr. 13 II sogar Eingang in den MICHEL-Spezial-Katalog gefunden. Folgende markante weitere Fehler beschreibt er:

Bei den MiNrn. 9 und 22 gibt es auf Feld 3 einen Punkt im Wasser („Boje“) über dem „E“ von „PFENNIG“ (Abb. 49). Ein weißer Fleck im Wasser unter dem Bug oberhalb des „P“ von „PFENNIG“ ist von der MiNr. 11 auf Feld 18 bekannt (Abb. 50). Von dem 50-Pf. Wert (MiNr. 14) liegt auf Feld 18 ein in der Mitte gebrochenes „K“ von „Kamerun“ vor (Abb. 51).

Darüberhinaus ist uns bei MiNr. 13 eine unterbrochene obere Begrenzung des unteren Schriftbandes rechts oberhalb der Wertziffer „40“ auf Feld 95 bekannt (Abb. 52). Und die Kamerun 25 liegt mit zwei aufsteigenden Dampfwolken zwischen den beiden hinteren Masten des Schiffes in unterschiedlicher Ausprägung vor, die vermutlich durch eine Plattenverschmutzung verursacht wurden (Abb. 53a und b).

Karolinen

Von den Karolinen können wir nur zwei Plattenfehler des Aufdrucks, die darüber hinaus nicht besonders stark ausgeprägt sind, vorstellen. Einerseits ist es ein Aufdruckfehler, der bei der MiNr. 5II festgestellt wurde, aber sicherlich auch bei anderen Wertstufen vorkommt. Hier ist der untere Bogen des „e“ in „Karolinen“ schräg auslaufend, während er bei der Normalmarke gerade steht. Dies zeigt die Abbildung gut (Abb. 54). Andererseits ist dies ein Fehler im „K“ von „Karolinen“. Der gerade linke Balken des „K“ ist nicht mit den beiden diagonalen, die mittig von ihm wegführen, verbunden (Abb. 55).

Kiautschou

Trotz Bemühens ist es uns nicht gelungen, interessante Plattenfehler der Kiautschou-Auflagen der Kolonialmarken aufzutreiben, die nicht schon katalogisiert sind. Deshalb sei an dieser Stelle auf die Friedemann-Handbücher, zuletzt in vierter Auflage, dort S. 667 hingewiesen. Denn der 1 Dollar-Wert sowohl ohne, als auch mit Wasserzeichen (MiNrn. 25 und 35) zeigt bei der Schraffur der Wertziffern „1“ Unterschiede auf: Mal sind die Ziffern nur senkrecht gestrichelt, mal diagonal kreuzend schraffiert (Abb. 56). Bereits das Friedemann-Handbuches weist darauf hin, dass bisher nicht geklärt ist, ob es sich um eine Retusche (auf nur einem oder bestimmten Feldern) oder um eine von Anfang an vorhandene Untertype handelt.

Marianen

Plattenfehler der Marianen sind zunächst auf der MiNr. 13 bekannt. Dort gibt es einen Bruch des Innenkreises unter dem „A“ von „Marianen“, wie bereits identisch bei Deutsch-Neuguinea vorgestellt. Auf die dortige Abbildung auch der Marianen-Marke wird verwiesen.

Marshall-Inseln

Aufdruckfehler der feinen Aufdrucke sind in reicher Vielzahl bekannt. An dieser Stelle wollen wir nicht das vielfach beschriebene fehlende „n“ von „Inseln“, das keiner der Verfasser je gesehen hat, zeigen, sondern einen besonders markanten Aufdruckfehler, den es wirklich gibt: Bei der MiNr. 6 II, also der Berliner Aufdruckausgabe, konnte ein gebrochenes zweites „n“ des Aufdrucks in „Inseln“ festgestellt werden (Abb. 57). Des weiteren ein gebrochenes „s“ in „Marschall-“ bei einer MiNr. 1 II (Abb. 58) sowie ein beschädigtes „h“, welches sowohl im Übergang des Bogens gebrochen als auch im rechten Bein innen gebrochen ist (Abb. 59) – derartige kleine Beschädigungen kommen interessanterweise gerade bei der frühen Jaluit-Ausgabe unverhältnismäßig häufig vor.

Aber auch die MiNr. 24 hält einen Plattenfehler parat: Dort ist auf Feld 8 des Bogens eine deutliche Retusche in der Wolke unter dem „S“ von „MARSHALL“ bekannt (Abb. 60)

Samoa

Die Schiffszeichnungsausgabe von Samoa bietet einen sehr interessanten Plattenfehler, der zudem genau bestimmt werden kann. Der 80 Pf.-Wert zeigt in einer Teilauflage auf Feld 17 des Bogens im Heck des Schiffes einen klaffenden Spalt (Abb. 61). Dieser sehr schön ausgeprägte Fehler ist gut mit bloßem Auge zu erkennen und hat bereits mehrfach vorgelegen.

Togo

Die Aufdruckfehler der Aufdruckausgabe von Togo sind gut erforscht, die interessantesten Fehler haben Eingang in den MICHEL-Katalog gefunden, so dass hier zusätzlich nichts ausgeführt werden soll.

Aber auch die Schiffszeichnungsausgabe von Togo steht nicht zurück. Der 50 Pf.-Wert (MiNr. 14) ist hier von einem großen diagonalen Kratzer betroffen, der sich über zwei (!) senkrechte Marken erstreckt. Er findet sich auf den Feldern 74/84 einer Teilauflage und verläuft von schräg rechts oben nach links unten durch das Markenbild. In der Vergrößerung deutlich sichtbar muss man allerdings bei den Originalmarken schon genau hinschauen, um ihn zu erkennen (Abb. 62). Ganz leicht erkennbar und selbst bei Internetangeboten leicht herauszufischen ist aber eine Retusche bei den Werten MiNrn. 16 – 18, die jeweils auf Feld 6 und 8 des Bogens auftritt: Dort ist eine Wolke zwischen den beiden vorderen schräg verlaufenden Halteseilen des ersten Mastes des Schiffes retuschiert, so dass die Stelle als dunkler Fleck erscheint (Abb. 63a-c). Ob diese Retusche auf der Gesamtauflage vorkommt oder nur auf einer Teilauflage, ist nicht bekannt. Die uns vorliegenden Bögen zeigen sie alle.

Damit soll die Vorstellung von Plattenfehlern einstweilig abgeschlossen werden. Es gibt sicherlich noch viel mehr zu entdecken und wurde bereits entdeckt, aber auch diese teils kleinsten Fehler zu zeigen, würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen. Schon an dieser Stelle werden sich manche durchaus nachvollziehbar fragen, was denn diese „Krümelkackerei“ soll. Nun – auch das ist Philatelie, wenn auch eine solche, die den meisten Kolonialsammlern fremd ist. Doch davon handelt der dritte Abschnitt.

III. Ausblick: Auswirkungen einer Plattenfehlerflut auf die Kolonialphilatelie

Die Katalogisierung von Plattenfehlern im MICHEL Deutschland-Spezial hat in den letzten Jahren auch im Bereich der deutschen Auslandspostämter und Kolonien beinahe „explosionsartig“ zugenommen. Während z.B. im MICHEL Deutschland-Spezial 1972/73 bei der Deutschen Post in Marokko MiNr. 7 bis 19 (Germania Reichspost-Ausgabe 1900) kein einziger Plattenfehler katalogisiert war und im MICHEL Deutschland-Spezial 1994 nur zwei Plattenfehler, sind im aktuellen Katalog 2010 bereits fünfzehn Plattenfehler erfasst, Tendenz steigend. Ähnlich ist die Entwicklung auch bei der ersten Ausgabe Deutsch-Ostafrika MiNr. 1 bis 5 (Krone-Adler Ausgabe mit waagerechtem Aufdruck). Hier stieg die Anzahl der katalogisierten Plattenfehler von einem im Katalog 1972/73 auf neun im Katalog 2010. Als letztes Beispiel mag der Satz Deutsche Post in der Türkei MiNr. 6 bis 10 dienen. Hier ist ein Anstieg der in den MICHEL-Katalog aufgenommenen Plattenfehler von einem in 1972/73 auf nunmehr fünfzehn zu verzeichnen. Dazu kommen noch zehn Aufdruckfehler. Hier stellt sich die Frage, was zu dieser Entwicklung geführt hat und welche Auswirkungen diese auf die Kolonialphilatelie haben kann.

Zunächst einmal ist die banale Tatsache festzuhalten, dass sämtliche der heute katalogisierten Plattenfehler schon immer vorhanden waren. Trotzdem fanden diese weder bei Friedemann noch im Ey-Handbuch oder im Friedemann-Wittmann irgendeine besondere Beachtung (Anmerk. 2). Ursache hierfür ist die Tatsache, dass die Kolonialphilatelie ihren Schwerpunkt immer in der Postgeschichte und den Entwertungen hatte. Diese Form des Sammelns erfordert eine intensive Beschäftigung mit (post-)historischen Hintergründen, die den besonderen Reiz dieses Sammelgebiets ausmacht und weit über das rein visuelle Untersuchen von Marken hinausgeht. Ein gutes Beispiel hierfür sind die „Berichte für Kolonialbriefmarkensammler“, die in der vorliegenden Form seit 1948 erscheinen und immer noch neue posthistorische Forschungsergebnisse enthalten. Auch die Stempeltabelle, die sich insbesondere in den letzten 20 Jahren erheblich weiterentwickelt hat, basiert auf dem klassischen Ansatz der Kolonialphilatelie, der das Sammelgebiet auch nach 100 Jahren lebendig hält. Das Suchen nach Abweichungen im Druckbild einer Marke war in der Kolonialphilatelie nie von besonderem Interesse. Die Richtigkeit dieser Aussage wird auch durch die aktuelle Marktsituation bestätigt. Während viele Gebiete in den letzten Jahren, auch wegen der Plattenfehler- und Farbeninflation, komplett aus der Mode gekommen sind, sind klassische Kolonialsammlungen immer noch gut verkäuflich.

Die Zunahme der katalogisierten Plattenfehler resultiert, wie bereits eingangs erwähnt, aus dem Umstand, dass hier mit relativ geringem finanziellem Aufwand, aber mit akribischer Sucharbeit „Schätze“ gehoben werden können. Dieses Herangehen an Kolonialmarken hat nun allerdings nichts mehr mit dem zu tun, was speziell die Kolonialphilatelie auszeichnet. Hier zählt kein posthistorisches Grundlagenwissen, zählen keine Kenntnisse der Entwertungen oder Postverbindungen oder auch der historischen Persönlichkeiten, hier ist nur eine gute Lupe und viel Geduld erforderlich, um die immer kleineren und unbedeutenden Abweichungen im Druckbild einer Marke aufzuspüren.

Durch die immer stärkere Spezialisierung der Plattenfehlerkatalogisierung entsteht auch die Gefahr, dass die Kolonialphilatelie in ein Fahrwasser gerät, dass sie nachhaltig schädigt. Die steigende Plattenfehlerspezialisierung im MICHEL Deutschland-Spezial kann einerseits interessierten Nachwuchs abschrecken, andererseits werden Sammler angelockt, deren Herangehensweise an das Sammelgebiet wenig mit dem zu tun hat, was in der Vergangenheit den besonderen Reiz des Gebiets ausgemacht hat. Diese mögliche Veränderung des Sammelverhaltens kann mittelfristig auch zu einer Entwertung der klassischen Sammlungen und langfristig zum Desinteresse an der Kolonialphilatelie führen. Beispiele für eine derartige Entwicklung gibt es in der Deutschland-Philatelie ausreichend. Beispielhaft seien hier die Brustschildausgaben des Deutschen Reichs oder das Saargebiet 1920-1934 genannt. Ein Blick in den MICHEL Deutschland-Spezial zeigt hier überdeutlich, wohin eine exzessive Katalogisierung führt. Viele Sammler schreckt dies nachhaltig ab. Dies hat nichts damit zu tun, dass jeder Einzelne, der Spaß daran hat, ruhig Briefmarken auf Fehler und Abweichungen im Druckbild untersuchen und auch hierüber veröffentlichen mag. In einem Spezialhandbuch mögen solche Erkenntnisse auch durchaus ihre Berechtigung haben. Nur in einen Standardkatalog, auch den MICHEL Deutschland-Spezial, gehören sie nicht.

Anmerk. 1: Eine ausführliche Darstellung mit etlichen Quellenangaben zu diesem Thema findet sich in: Jäschke-Lantelme: Pfennige, Pfennig und Krone/Adler, Berlin 2004.

Anmerk. 2: Lediglich mit den von ihm sogenannten Aufdruckverschiedenheiten hat sich Friedemann in der zweiten Auflage seines Handbuchs am Rande beschäftigt.

(Der Artikel erschien 2011 in „Berichte für Kolonialbriefmarkensammler“, Nr. 132, S. 3915ff.)


Nachtrag I (August 2012)

Als Beweis, welche Masse an weiteren Druckbildabweichungen/Plattenfehlern bei näherem Hinsehen möglich ist, seien nachstehend – in „loser Folge“, also weder nach Gebieten getrennt noch nach Ausgaben sortiert – nur die gezeigt, die allein im Zeitraum nach Erscheinen des obigen Artikels „entdeckt“ worden sind (Abb. 64 ff.).

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